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  • AutorenbildJutta xxx

Die Besteigung des Kilimandscharo (5.895m)

Als mein Kindheitstraum endlich war wurde


Mein Leben lang, träumte ich von afrikanischen Savannen. In Mitten der Natur, umgeben von wilden Tieren, thront der große Berg der auf dem Gipfel mit Schnee bedeckt ist. Dieses eine Bild hatte ich jahrelang in meinem Kopf.

Zudem war ich allgemein ein riesen Afrika-Fan. Als Kind bemalte ich meine Wände mit Giraffen, Elefanten und Löwen. Meine ganze Inneneinrichtung war afrikanisch angehaucht und da ich schon mit 3 Jahren meinen ersten Berg bestiegen hatte und so mir das Wandern auch von Anfang an in die Wiege gelegt wurde, war der Kilimandscharo die beste Kombination zwischen Wandern und meinem Traum afrikanische Wildtiere in freier Natur zu sehen. Als Kind wusste ich nicht viel vom Kilimandscharo, allerdings wusste ich, dass ich eines Tages den höchsten Berg Afrikas und einer der „Seven Summits“ besteigen würde

Und übrigens? Wusstet ihr, dass in der allerersten Szene des Films „Der König der Löwen“ immer der Kilimandscharo zu sehen ist? Die meisten haben ihn wahrscheinlich bislang nur unbewusst wahrgenommen.


Der erste Schritt


Mein Vater, auch erfahrener Wanderer und Bergsteiger der unter anderem schon auf dem Mont Blanc war, hatte natürlich auch den Wunsch einmal den Kilimandscharo zu besteigen. Eines Tages also, beschlossen wir „Jetzt packen wir´s“. Wir durchforsteten das Internet, versuchten herauszufinden welche Anbieter es für die Besteigung gab, welche Route wohl die Beste für uns sei und wann das Ganze stattfinden sollte.

Letztendlich buchten wir eine geführte Tour über den „Summit Club“. Außerdem sollte es die „Rongai Route“ werden und im Juli 2016 bereits losgehen. Zusätzlich zum Kilimandscharo buchten wir eine Besteigung des "Mount Meru„ (4.562m) die als Einstieg und zur Akklimatisierung dienen sollte.

Ich sage euch, diese Wanderung war fast schwieriger als der Kilimandscharo selbst.


Die Packliste


Kurz nach der Buchung erhielten wir eine Packliste. Es ging also los zum Shoppen.

Wichtig vor allem waren ein Höhenschlafsack, eine Thermomatte, Wanderstiefel, Pullover, Thermounterwäsche, eine dicke Jacke, Trinkflasche oder Trinkblase, eine Regenjacke und -hose, feuchte Tücher, ein Hut, Sonnenbrille und Sonnencreme, eine Stirnlampe, Wanderstöcke und Energieriegel. Natürlich musste auch noch einiges Weitere gekauft werden. Viele Dinge hatte wir natürlich aber eh schon.

Eins war klar: Wir mussten so minimalistisch packen wie möglich da Träger am Kilimandscharo unsere Sachen tragen würden plus ihre eigenen Dinge. Je weniger man packt, desto weniger haben die Träger zu schleppen und auch man selbst. Das Wichtigste für den Tag trug man natürlich selbst bei sich. Und ich wusste, dass jedes Gramm, Schritt für Schritt schwerer würden werde.


Alles gepackt, ging es dann bald von Frankfurt über Addis Abeba nach Tansania zum „Kilimanjaro International Airport“.

Nachdem wir von einem Guide abgeholt wurden und noch ein Ehepaar kennenlernten das mit uns die Besteigung machen würde, fuhren wir in unsere Lodge.

Am nächsten Morgen erwartete uns schon unser Tourguide Daniel der mittlerweile seine eigene Homepage hat über die man auch Bergbesteigungen und Safaris buchen kann. Ein junger Mann der gut Deutsch sprach. Er machte einen schüchternen aber sehr liebevollen Eindruck. Unsere Ausrüstung wurde gecheckt. Hätte noch etwas gefehlt ,hätten wir noch den Tag Zeit gehabt etwas zu besorgen.


Mount Meru


Am nächsten Morgen ging dann unsere erste Wanderung endlich los. Da wir für den Kilimandscharo eine kurze Route gebucht hatten, war uns bewusst , dass wir vorher noch eine Akklimatisierungswanderung machen müssten. Unsere Wahl viel auf den „Mount Meru“.

Viele Erinnerungen hab ich an diese Wanderung merkwürdigerweise nicht mehr. Ich denke, dass dies ein Schutzmechanismus meines Gehirns ist. Ich weiß nur, dass diese Wanderung die Härteste meines Lebens war und ich mich bis zum Gipfel hochkämpfen musste. Es war eine Dreitages- Tour die mich wirklich an meine Grenzen brachte. An Tag 3 hatte ich auf ca. 4000 m mit der Höhe zu kämpfen. Ich bekam schlechter Luft, mir war übel, die Kraft war dahin und ich habe so sehr gefroren, dass es mich zusätzlich unfassbar viel Energie kostete. Allein der letzte Anstieg bestand nur noch aus Felsen die man erklimmen musste. Schritt für Schritt, kämpfte ich weiter und weiter. Aufgeben war für mich keine Option! Und..... ich habe es geschafft! Nach drei Tagen stand ich auf dem Gipfel des Mount Meru, auf 4.562 m. Mein neuer Rekord!

Nichts destotrotz muss ich sagen, dass wenn ich mir im Nachhinein wieder die Bilder anschaue, es wohl wirklich eine schöne Wanderung war da man am Ende am Vulkankrater entlang wandert und man ein wundervollen Ausblick aufs Land hat.

Gerade am Anfang der Route geht man durch verschiedenste Vegetationen, an Wasserfällen vorbei und durch das Tor des bekannten Feigen Baums. Am Ende der Wanderung kommt man wilden Giraffen hautnah.

Der Mount Meru ist wirklich ein Abenteuer mit vielen Extras.

Der Kilimandscharo in weiter Ferne

Zurück in unserer Lodge , wollte ich nichts mehr als mich ausruhen. Leider war davon keine Rede. Wir musste alles umpacken, Kleinigkeiten nochmal waschen, etwas essen und den Tagesablauf für den nächsten Tag besprechen. Denn dann würde es schon zum Kilimandscharo gehen. Vollkommen geschwächt, war ich überglücklich als ich dann später aber endlich im Bett lag. Puhhhh….

Die Weru Weru Lodge


Kilimandscharo


Tag 1

Rongai Gate (1.800m) - Simba Camp (2.750m)

Der Tag war gekommen: Heut würde meine Traumwanderung beginnen. Jahrelang hab ich daraufhin gefiebert und vom Kilimandscharo geträumt. Nun ging es also los.

Nachdem wir am Morgen zum Rongai Gate gefahren wurden, mussten wir uns vor Ort registrieren. Jeder der den Kilimandscharo besteigt muss sich vorerst offiziell in eine Liste eintragen. So auch die Träger und Bergführer. Das Gepäck wurde noch auf die Träger verteilt und schon ging es los.

Dann starteten wir und gingen im gemütlichem Tempo. Wir wanderten durch dichte Wälder, an Anbaufeldern vorbei und betrachteten Colobusaffen die in den Bäumen herumsprangen. Die Temperatur lag bei ca. 20 Grad was es angenehm machte zu gehen.

An Pinienbäumen vorbei, lichtete sich nach einiger Zeit der Wald. Ca. 4 Stunden nach Aufbruch erreichten wir bereits unser erstes Camp das „Simba Camp“. Mein Vater wurde übrigens immer „Papa Simba“ genannt. Irgendwie süß!

Die Zelte standen bereits und man hörte, dass in einem Zelt schon gekocht wurde. Ich muss schon sagen: Man fühlt sich in solch einer Situation so privilegiert. Alles wurde uns getragen. Von den Zelten, Kochutensilien, Tischen und Stühlen. Selbst Wasser wurde ab einer bestimmten Höhe getragen, weil es hoch oben am Kilimandscharo keine Flüsse mehr gibt.

Als Vorspeise gab es jeden Abend Popcorn, Ginger Cookies und Ingwertee. Ingwer soll angeblich zur Akklimatisierung dienen.

Nach einem reichlichen Essen und einem kleinen Spaziergang ging es dann auch schnell wieder ins Bett. Ich rollte meine Isomatte und meinen Schlafsack aus und war schon nach einigen Minuten weggetreten.


Tag 2

Simba Camp (2.750m)- Second Cave (3.450m)- Kikelewa Camp (3.600m)

Als ich aufwachte schien bereits die Sonne. Vor unserem Zelt stand schon eine kleine Schüssel mit Wasser. Jeder bekam schätzungsweise einen halben Liter, der zum Zähne putzen und Waschen reichen musste. Glaubt mir, Hygiene wird am Berg nie groß geschrieben. Deswegen sind Feuchttücher dein bester Freund.

Nach einem Tee und Haferbrei mit Milch ging es gemütlich weiter. Der Anstieg war stetig und sehr schön. Durch eine Moorlandschaft hindurch, hatten wir ständigen Blick auf den Kilimandscharo und seinen Eiskrater.


Meine Füße fingen leider mittlerweile an zu schmerzen. Wie ich im Nachhinein leider herausfinden musste, waren meine Stiefel zu eng. Schritt für Schritt bekam ich Blasen an den Hacken und den kleinen Zehen. Und das obwohl ich die Stiefel bereits zwei Jahre versucht hatte einzulaufen. Aber was sollte ich tun? Andere Stiefel hatte ich nicht dabei.

Nach wenigen Stunden erreichten wir bereits das „Second Cave“. Eine kleine Höhle. Wir pausierten ca. eine halbe Stunde, aßen etwas, stärkten uns und genossen den wundervollen Ausblick.

Als wir weitergingen veränderte sich die Landschaft allmählich. Eine Halbwüste. Kleine trockene Büsche und Pflanzen zierten Felsen und der Sand wehte uns ständig entgegen. Aus diesem Grund bedeckten wir unsere Gesichter mit einem Halstuch um nicht den Sand einzuatmen. Unsere Nase musste alles filtern. Unangenehm, aber wann immer wir unsere Nase putzten, kam nur Schwarzes heraus, der Lava Sand.

Am Abend saßen wir noch eine Weile gemütlich zusammen in unserem „Esszelt“. Leider hatten wir uns nicht sehr gut mit dem Ehepaar das mit uns wanderte verstanden, was es teilweise schwierig und unangenehm machte an einem Tisch zu sitzen. Wir schwammen leider die ganze Zeit auf verschiedenen Wellen. Dennoch versuchten wir immer das Beste aus der Situation zu machen.


Tag 3

Kikilewa Camp (3.600m)- Kibo Hut (4.750m )

Dies war der letzte Abschnitt bevor es zum finalen Aufstieg ging. Was mir vorher nicht ganz bewusst war: Wir würden an einem Tag mehr als 20 Stunden gehen. Davon mehr als die Hälfte nur bergauf.

Am Morgen war ich schon etwas aufgeregt, dennoch war ich so überglücklich hier sein zu dürfen. Die Wolkendecke lag unter uns und die Sonne schien in einem warmen Rot. Wie wunderschön die Natur doch einfach ist. Hier sind wir zu Hause und hier können wir einfach sein! Viel zu selten, genießen wir Menschen einfach den Moment. An diesem Morgen versuchte ich genau das zu tun. Ich setzte mich an mein Zelt , schaute in die Ferne und sagte Danke.

Wir gingen und gingen. Das Ehepaar eilte mittlerweile voraus und war nach einiger Zeit schon hinter einem Hügel verschwunden.

Ich ging gemütlich „pole pole“ weiter. „Pole, Pole“ bedeutet „langsam, langsam“ auf Swahili und ist mitunter das Wichtigste was zu beachten ist. Um nicht zu viel Energie zu verlieren ist es wichtig, langsam und stetig zu gehen, nicht zu viele Pausen zu machen und viel zu trinken.

Der Kilimandscharo ragte die ganze Zeit in seiner Schönheit vor uns empor. Er wirkte so mächtig aber dennoch so friedlich.

Nach vielen Stunden kamen wir im berühmten Kibo Camp an. Hier treffen alle Routen zusammen und somit auch alle Bergsteiger. Einige hatten bereits ihre Zelte aufgestellt, andere es sich in den Holzhütten zurecht gemacht.

Die Kibo Hut von Oben

Wir stellten all unser Gepäck ab, zogen uns etwas bequemlichere Kleidung an und machten noch einen kleinen Spaziergang bergauf. Ich war jetzt bereits schon 8 Stunden auf den Beinen, vollkommen kaputt und wusste ich würde in wenigen Stunden den Aufstieg wagen. Der Spaziergang sollte dazu dienen, sich noch etwas an die Höhe anzupassen und zu akklimatisieren. Jedoch merkte ich bereits nach einigen Schritten, dass mir unfassbar übel und schwindelig wurde. Daniel, unser Guide, versuchte mir zu helfen und unter die Arme zu greifen. Ein paar wenige Meter schaffte ich noch bergauf, dann jedoch plötzlich keinen Schritt weiter.

Ich hatte fürchterliche Angst den Aufstieg in der Nacht nicht zu schaffen, wenn ich jetzt bereits über 1.000 m unter dem Hauptgipfel „schlapp machte“. Daniel versuchte mich zu motivieren. Ich weiß noch wie er sagte: „Du wirst es morgen schaffen!“

Wir gingen zurück zum Zeltlager, aßen Abendbrot und versuchten zu schlafen. Es war 20.30 Uhr. Somit hatte ich nur 3 Stunden mich auszuruhen und Kraft zu tanken. Natürlich schlief ich nicht eine Minute. Ich drehte mich von der einen zur anderen Seite, aber vergebens. Die Höhe machte mir immer noch zu schaffen und natürlich auch die Aufregung. Ich weiß, dass mein Sauerstoffgehalt nur bei 78% lag.


Tag 4

Kibo Hut (4.750m) – Gipfel Uhuru Peak (5.895m)

23.30 Uhr: Ich zog mich an, wusch meine Zähne, trank meinen Tee und aß vermutlich noch irgendetwas. Was, das weiß ich nicht mehr.

Es war so dunkel, dass man ohne seine Stirnlampe nichts hätte sehen können.

00.00 Uhr: Der Tag war gekommen: Nun würde es auf das „Dach Afrikas“ gehen. Mit den Stöcken in der Hand und unserem Guide voraus, marschierten wir „pole, pole“ über einen unebenen Weg hinauf.

Über uns ein klarer Sternenhimmel. So wie in dieser Nacht, habe ich noch nie den Nachthimmel gesehen. So viele Sterne ragten über uns. Es war so wunderschön, dass mir schon fast die Tränen kamen. Auch hier wurde mir wieder bewusst, dass unsere Erde doch wirklich nur ein Punkt im Universum ist, aber ich das Glück hatte so viele weitere sehen zu dürfen.

Über und unter uns bewegten sich viele kleine Lichter am Berg. Alle weiteren Wandergruppen machten sich mit ihren Stirnlampen zur selben Zeit auf den Weg.

Ich war sehr froh, dass die Übelkeit vom Abend verschwunden war. So hatte ich Hoffnung es zu schaffen. Dennoch merkte ich langsam wie kalt es war: Meine Füßen wurden mit jedem Schritt kälter, meine Finger wurden leicht taub und auch meine Schuhe drückten immer mehr.

Ich hatte mir bereits im Zelt zich Blasenflaster aufgeklebt.

Einige Male mussten wir pausieren damit ich mich mit heißem Tee wärmen konnte. Später legte ich sogar meine Finger in den Tee. Sie schmerzten so sehr vor Kälte!

Ich wusste, dass gegen 6 Uhr die Sonne aufgehen würde. Bis dahin, musste ich durchhalten.

Bei Minus 15 Grad kämpfte ich mich dennoch Schritt für Schritt weiter. Nach circa 2 Stunden nahm Daniel meinen Rucksack ab da meine Energie immer mehr schwand.

Mittlerweile hatten uns alle Gruppen überholt. Ich war frustriert, dass ich nicht fit genug war um schneller zu gehen. Ob ich es bis zum Gipfel schaffen würde, war nicht klar. Mein Vater mit seinen 60 Jahren, war im Gegensatz fitter.

Leider trat bei mir irgendwann wieder der Schwindel ein. Ich weiß noch als mein Vater sagte “Jutta, wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Dann drehen wir um“. Mein Wille und Ego sagte aber „Nein“! Ich kämpfte und kämpfte. Meine Zehen spürte ich nicht mehr und meine Finger konnte ich kaum noch bewegen.

Weiter und weiter ging es über große Felsen. Mittlerweile muss es circa 4.30 Uhr gewesen sein. Der Berghang wurde immer steiler. Größere Felsen ragten empor über die man steigen musste.

Daniel sagte mir „Siehst du den Felsen, dort oben? Bis dorthin und dann sind wir da“. Der Felsen war so winzig und ich wusste, dass der Weg bis dahin noch ewig gehen würde.

Nach einiger Zeit merkte ich, dass es Daniel nicht gut ging. Er verschwand immer mal wieder hinter einem Felsen und holte uns dann wieder ein. Auch mein Vater wurde langsam schwächer.

Als langsam die Sonne aufging, war ich so überglücklich. Jetzt würde es mir langsam wärmer werden. Trotzdem wusste ich, dass wir sehr spät dran waren und wie ich kurze Zeit später erfuhr zu spät. Normalerweise sollte man bei Sonnenaufgang am Gipfel sein. Wir jedoch waren bestimmt noch 2.5h davon entfernt.

Um halb sieben erreichten wir endlich den „Gilman´s Point (5.686m), einer der drei Gipfel. Ich lies mich nur noch auf einen der Felsen fallen. Fast wäre ich eingeschlafen.

Dies war einer der atemberaubendsten Ausblicke, wenn sogar nicht der atemberaubendste Ausblick meines Lebens. Um uns herum eine Flache Ebene. Nur der „Mawenzi“ ein Nebenberg ragte aus dem Flachland gegenüber von uns empor.

In diesem Moment bemerkte ich, dass ich mein Leben lang genau dieses Bild vor Augen hatte. Ganz unterbewusst. Als hätte ich damals schon gewusst, wie es von hier oben aussehen würde.

Die Sonne wärmte mich und endlich hörte das Frieren langsam auf.

Daniel erklärte uns, dass es offiziell jetzt noch ungefähr zwei Stunden dauern würde bis wir am Uhuru Peak wären. Auf Grund unserer körperlichen Verfassung und auch der Tatsache, dass wir noch weitere 8 Stunden wieder hinabgehen müssten, stiegen wir ab. Dennoch : ich habe einen der drei Gipfel des Kilimandscharos bestiegen! Und glaubt mir, das ist eines der tollsten Gefühle, das ich je hatte. Zu kämpfen, nicht aufzugeben und sich dadurch seinen größten Traum zu erfüllen.

Der erst Teil des Abstiegs war ein kleines Highlight da wir nicht über die steilen Felsen zurückgingen sondern über einen riesen Abhang der nur aus Lavasand bestand. So konnte man fast herunterlaufen, denn fiel man mal hin , fiel man weich . Die Sonne war mittlerweile weit oben und es wurde mir immer wärmer und wärmer. An der Kibohut wieder vorbei, folgten wir nun der Marangu Route. Diese wird auch Coca- Cola Route genannt und ist eine der Meistbewanderten. Sie ist in den jeweiligen Vegetationszonen landschaftlich sehr reizvoll, weshalb wir sehr froh waren nun noch mehr sehn zu dürfen. Am „Mawenzi“ vorbei durchwanderten wir wunderschöne grüne Landschaften; der Kilimandscharo immer hinter uns.

"Sandrutschen"
Der "Mawenzi" im Hintergund
Der Kilimandscharo entfernt sich immer mehr

Nach über 20 Stunden auf den Beinen und circa 30 km (die drei Stunden Pause zum „schlafen“ sind bereits abgezogen), kamen wir endlich an der Horombo Hut an. Endlich konnte ich meine Wanderstiefel ausziehen. Meine Füße waren so extrem wund, wie noch nie in meinem Leben. Blasen an allen möglichen Stellen und bereits abgeschürfte Haut. Ich war unglaublich glücklich mich endlich hinlegen zu können und keinen Meter mehr laufen zu müssen.


Tag 5

Horombo Hut (3.700 m) zum Marangu Gate ( 1.700m)

Unser letzter Tag war gekommen. Ein letztes Mal sich nur mit knapp einem halben Liter waschen müssen, ein letztes Mal Ingwer trinken (was nicht wirklich stimmt. Seit diesem Jahr ist Ingwertee mein Lieblingstee :D) und ein letztes Mal diese wunderschöne Landschaft genießen können.

Während wir uns weiter und weiter bergab machten, reflektierte ich nochmal die ganze Wanderung. Unfassbar was wir alles erlebt und gesehen hatten.

Nach 20 km und einer kleinen Pause an der Mandara Hut wo ich meine Füße im Wasser kühlen konnte, waren wir am Ziel, am „Marangu Gate“.


An einem Nebenplatz warteten bereits alle Träger von uns und fingen direkt an mit unseren Guides und auch mit uns (mittlerweile konnten wir den Text auch ) „Jambo Bwana“ zu singen. Dies ist quasi der traditionelle Kilimandscharo Song.

Es war wunderschön am Ende nochmal alle zusammen zu sehen und sich bei allen bedanken zu können. Alle haben mit einem Lächeln im Gesicht gesungen und getanzt. Kaum zu glauben, dass nach so einer langen Tour und gerade für die Träger mit solch schwerem Gepäck noch alle so fröhlich und voller Energie waren.


Generell möchte ich zum Abschluss sagen:

Wir können uns so glücklich schätzen in einem reichen Land aufgewachsen zu sein, meist immer irgendwie über die Runden zu kommen, im Notfall immer durch den Staat gesichert zu sein, ein gutes Gesundheits- und Schulsystem zu haben und frei entscheiden zu können was wir tun möchten.

All das haben die Träger am Berg nicht. Gott sei Dank haben sie allerdings diesen einen Job. Er ist knallhart und dennoch ernährt er wahrscheinlich immer eine sechsköpfige Familie.

Wir sollten uns immer bewusst sein, dass unser Leben das wir führen, nicht selbstverständlich ist und wir für alles, was wir erleben und sehen dürfen, dankbar sein können.

Unabhängig davon habe ich gelernt: Wenn ihr denkt ihr könnt nicht mehr, habt ihr erst 50% erreicht. Kämpft und beißt euch durch. Nur so kann man sein Ziel erreichen. Es wird immer kleine Hürden geben, die uns den Weg erschweren, aber diese können wir überwinden.


Mein Vater und ich überlegen bereits im nächsten oder übernächsten Jahr wieder den Kilimandscharo zu besteigen, eine etwas längere Route zu nehmen und dann bis zum Uhuru Peak zu gehen.


Bis dahin


Hakuna Matata



PS: Mein großer Zeh war nach dieser Tour übrigens etwas erfroren. Ich habe ihn über zwei Monate nicht gespürt :D




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